Niederländische Windmühlen: historische Ikonen
Wer kennt sie nicht, die weltberühmten Mühlen von Kinderdijk? Historische Windmühlen prägen seit jeher das Landschaftsbild der Niederlande. Bis heute gibt es mehr als 1.000 Stück von ihnen. Verlasse die ausgetretenen Pfade und entdecke traditionelle, historische und moderne Windmühlen im ganzen Land. Wir verraten dir, welche Arten von Mühlen es gibt und wo du sie findest. Nimm an einer lehrreichen Führung teil, besuche charmante Mühlenläden oder übernachte in einer traditionellen „Molen“!
- Erfahre, welche Arten von Mühlen es gibt.
- Besuche einen historischen Mühlengang.
- Übernachte in einer Mühle.
Eine reiche Geschichte
Mühlen gibt es in allen möglichen Ländern, doch kaum ein Land wird so stark mit Windmühlen assoziiert wie die Niederlande. Das kommt nicht von ungefähr! Die historischen Windräder bilden einen wichtigen Bestandteil unserer Kulturgeschichte und zählen zu den nationalen Ikonen. In den Niederlanden gibt es mehr als 1.200 Mühlen, die durch Windkraft angetrieben werden. Seit dem Mittelalter sind sie nicht mehr aus der Landschaft wegzudenken: Die älteste Erwähnung einer Mühle in den Niederlanden stammt aus dem Jahr 1221, und zwar aus Willemskerke in Zeeuws-Vlaanderen.
Im Allgemeinen werden zwei Arten von Mühlen unterschieden: Poldermühlen und Industriemühlen. Zu letzteren gehören vor allem Getreidemühlen, Sägewerke, Farbmühlen und Papiermühlen. Während es Industriemühlen auch in vielen anderen Ländern gibt, gelten Poldermühlen als typisch niederländisch.
Die Mühlen lassen sich anhand ihrer Architektur und Technik in verschiedene Gruppen unterteilen. Es gibt z. B. unterschiedliche Möglichkeiten, die Segel in die richtige Position zu bringen. Die entsprechende Vorrichtung zur Positionierung der Segel liegt bei vielen Mühlen an der äußeren Rückseite. Das Gerüst (der sogenannte Steert), besteht aus mehreren Holzbalken, die mit den Segeln verbunden sind. Bei anderen Mühlen befindet sich der Drehmechanismus hingegen im Innenraum, wo er vergleichsweise viel Platz einnimmt.
Industriemühlen und ihr Fußabdruck
Die ersten niederländischen Mühlen waren Industriemühlen. Etwas später, zu Beginn des 15. Jahrhunderts, entstanden die sogenannten Schöpfmühlen, besser bekannt als Poldermühlen. Die Segel trieben ein Wasserrad an, mit dessen Hilfe das umliegende Wasser abgepumpt werden konnte. Dieser Mechanismus kam u. a. im Jahr 1612 zum Einsatz, um den Beemster Polder trockenzulegen. Die Poldermühlen symbolisieren unsere komplizierte Beziehung zum Wasser: obwohl wir die wasserreiche Landschaft lieben, befinden wir uns in einem ständigen Kampf mit dem kühlen Nass. Die Mühlen dienten (und dienen!) dazu, das trockengelegte Land trocken zu halten. Nur so ist es möglich, dass die Menschen den neu geschaffenen Lebensraum für sich nutzen können. Der Einfluss der Mühlen auf die Entstehung der niederländischen Landschaft, wie wir sie heute kennen, ist enorm! Ohne Mühlen würde ein Großteil der Niederlande heute unter Wasser stehen!
Die Mühlentechnik wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Mühlengang, den Simon Stevin im Jahr 1589 erfand. Um das Wasser aus tieferliegenden Poldern befördern zu können, wurden mehrere Mühlen nebeneinander gebaut. Der berühmteste Mühlengang der Niederlande befindet sich in Kinderdijk, aber auch in Leidschendam, Zevenhuizen und Aarlanderveen kann man aneinandergereihte Mühlen bewundern. Der Mühlengang in Aarlanderveen ist jedoch der einzige, der noch in Betrieb ist.
Auch im 19. Jahrhundert wurden die Mühlen weiter optimiert. So wurde das Schöpfrad beispielsweise durch eine archimedische Schraube ersetzt, die das Wasser effizienter beförderte. Diese kleine, aber feine Anpassung sorgte dafür, dass Mühlengänge überflüssig wurden. Die wohl neueste Entwicklung reicht bis in die heutige Zeit hinein: Windkraft zur Erzeugung von Ökostrom. Moderne Windräder gibt es zwar in vielen Ländern, doch im friesischen Sintjohannesga befindet sich ein ganz besonderes Exemplar: die Molen de Hersteller ist eine traditionelle Mühle, die inzwischen als Windrad zur Stromerzeugung genutzt wird! Niederländisches Kulturgut trifft auf nachhaltige Innovation!
Entdecke echte niederländische Mühlen
Na, neugierig geworden? Dann komm vorbei und erlebe die niederländischen Windmühlen mit eigenen Augen! Viele Mühlen sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Der blaue Wimpel ist ein Zeichen dafür, dass man die Windmühle besichtigen kann. Am Nationalen Mühlentag (meist am zweiten Maiwochenende) erhältst du Zutritt zu vielen Mühlen, die normalerweise verschlossen bleiben. Wenn du möchtest, kannst du sogar in einem Windrad übernachten. In den Niederlanden gibt es einige Windmühlen, die zu B&Bs oder Hofläden umgebaut wurden. Ein gutes Beispiel ist die Getreidemühle De Maagd in Hulshorst, die von einem Team aus Freiwilligen betrieben wird. In der Mühle De Windhond in Soest kannst du Produkte aus eigener Herstellung kaufen. Und auch die Verfmolen de Kat in Zaandam bietet ein unvergessliches Erlebnis. Der Müller dort führt dich in das alte Handwerk ein und nimmt dich mit auf eine Reise durch die Zeit.
Die genannten Mühlen liegen zu weit von deinem Urlaubsort entfernt? Kein Problem! Bei rund 1.200 Mühlen im ganzen Land wirst du garantiert schnell fündig!